Manuela Vonarburg, bei ihrer Arbeit sind Sie unter anderem für die Finanzen in der Forschungsförderung zuständig. Was heisst das konkret?
Jedes Forschungsgesuch, das bei uns eingereicht wird, enthält neben dem wissenschaftlichen Teil auch einen finanziellen Teil, wo die Forschenden aufführen, wie viel Geld sie für die Durchführung der geplanten Forschungsarbeiten brauchen. Ich kontrolliere, wieviel Geld für Saläre und wieviel für Verbrauchsmaterial vorgesehen ist. Und ob das unseren Vorgaben entspricht. Nötigenfalls passe ich das Budget an.
Kontrollieren Sie neben dem beantragten Budget auch die tatsächlichen Ausgaben?
Ja. Das war allerdings nicht immer so. Am Anfang gab es noch etwas mehr Wildwuchs, aber mit der Zeit hat sich das sehr gut eingependelt. Die von uns unterstützten Forschenden haben sich unterdessen daran gewöhnt, uns ihre finanziellen Zwischen- und Schlussberichte einzureichen und darin Rechenschaft über ihre Ausgaben abzulegen. Beim Verbrauchsmaterial müssen sie Belege mitschicken, auf denen der Wert der gekauften Waren aufgelistet ist. Bei den Salären sind manchmal Kosten aufgeführt, die wir nicht finanzieren, etwa Kongressbesuche und Hotelübernachtungen. Was zu viel verrechnet wird, müssen sie wieder dem Projekt gutschreiben – oder nach Ablauf des Projekts zurückbezahlen. Wir schauen den Forschenden auf die Finger und prüfen, ob sie das Geld so brauchen, wie es ihnen zugesprochen wurde. Denn es handelt sich um Spendengelder, die wir mit Bedacht einsetzen.
Sie arbeiten seit knapp 28 Jahren in der Abteilung Forschungsförderung. Zu Beginn war wohl noch vieles anders?
Sehr vieles! Ich habe 1995 mit einem 40-Prozent-Pensum angefangen. Ich war im Stundenlohn bezahlt und hatte die Aufgabe, die aus den Projekten hervorgegangenen wissenschaftlichen Publikationen in die Datenbank aufzunehmen. Die habe ich noch eigenhändig eingetippt. Damals waren wir nur zu zweit, unsere Abteilung hiess noch «Wissenschaftliches Sekretariat». Jeweils am Dienstagnachmittag kam der Onkologe Walter Weber von Basel nach Bern und schaute sich die Korrespondenz an.
Auch die Anzahl Forschungsgesuche hat sich stark verändert. Als ich begonnen habe, hatten wir nur etwa 70 Gesuche im Jahr, heute sind es mehr als doppelt so viele. Und während unser damaliges jährliches Fördervolumen von etwas mehr als 5 Millionen Franken für knapp 40 Projekte reichen musste, können wir heute jährlich über 60 Forschungsprojekte mit insgesamt mehr als 18 Millionen Franken unterstützen.
Was hat sich sonst noch verändert?
Zu Beginn war noch alles auf Papier. Die Forschenden mussten ihre Projektanträge in 15 Kopien einreichen. Eine Kopie blieb bei uns, die anderen Kopien verteilten wir weiter: Jedes Mitglied der Wissenschaftlichen Kommission (damals waren es noch 14 und nicht 19 wie heute) hat eine Kopie von jedem Gesuch erhalten. Dann hat sich eins nach dem anderen ergeben. Seit 2011 reichen die Forschenden ihre Gesuche online ein. Heute werden alle Anträge automatisch vom System erfasst, das uns auch beim Begutachtungsprozess unterstützt.
Was hat Sie bei Ihrer Arbeit motiviert?
Eigentlich sind Gesundheitsthemen nicht so meine Wellenlänge, ich bin mehr ein Zahlenmensch. Ich wusste nicht viel über Krebs, bevor ich hier angefangen habe. Aber das Thema hat mich gepackt. Früher war es mehr oder weniger tabu, über Krebs zu sprechen. Und wenn jemand die Diagnose erhielt, war das zum Verzweifeln, weil es damals fast als Todesurteil angesehen wurde. Heute spricht man mehr darüber. Und heute sind die Chancen, diese Krankheit zu überstehen, viel grösser. Die Medizin hat in dieser Zeit grosse Fortschritte gemacht. Mir haben diese Fortschritte gezeigt, dass sich die von uns unterstützten Forschenden für etwas Gutes einsetzen. Das hat mich auch in meiner eigenen Arbeit angetrieben: Indem ich die Forschenden administrativ unterstützen – und einmal im Monat die Ratenzahlungen an sie auslösen – konnte, habe auch ich im Hintergrund ein kleines Stück weit dazu beigetragen, dass die Krebsbehandlungen heute so viel besser sind.