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«Wir vergeben die begrenzten Geldmittel an die besten Projekte»

Heute gehen rund 200 Forschungsgesuche pro Jahr bei der Stiftung Krebsforschung Schweiz und ihrer Partnerorganisation Krebsliga Schweiz ein, mehr als doppelt so viele wie noch vor 30 Jahren. Darunter seien auch viele qualitativ hochstehende Gesuche, für die das Geld leider nicht reiche, meint Nancy Hynes, die Präsidentin der Wissenschaftlichen Kommission (WiKo).

Prof. Dr. Nancy Hynes

Nancy Hynes, was motiviert Sie, sich ehrenamtlich in der Wissenschaftlichen Kommission (WiKo) der Krebsliga Schweiz und ihrer Partnerorganisation Stiftung Krebsforschung Schweiz zu engagieren?
Die Arbeit ist sehr vielfältig und spannend. Wer so viele Forschungsgesuche liest, bleibt auf dem neuesten Stand der Wissenschaft. Ausserdem möchte ich, nachdem meine Forschungsarbeiten so oft unterstützt worden sind, etwas zurückgeben – und der Forschungsgemeinschaft einen Dienst erweisen.

Sie präsidieren die WiKo. Unterscheiden sich Ihre Aufgaben von denen eines einfachen WiKo-Mitglieds?
Ja, als Präsidentin sehe ich alle Gesuche durch – und verteile sie dann an die einzelnen Mitglieder. Dabei spielt der Inhalt der Gesuche natürlich eine Rolle. Wenn es zum Beispiel um psychosoziale Fragestellungen geht, ist ein anderes Wissen gefragt als bei Projekten, die den molekularen Mechanismen einer Krebserkrankung auf den Grund gehen wollen. Aber ich versuche immer auch, die Arbeitslast – also die Anzahl Gesuche, die wir prüfen und beurteilen –  möglichst gerecht unter den Mitgliedern zu verteilen. Heute gehen im Vergleich mit vor 30 Jahren mehr als doppelt so viele Forschungsgesuche bei uns ein. Dementsprechend steigt auch der Aufwand, den wir für die Evaluation dieser Gesuche betreiben.

Wie werden die Mitglieder der WiKo ausgewählt?

Wenn die Amtszeit eines Mitglieds ausläuft, das ist maximal nach 9 Jahren der Fall, suchen wir eine Nachfolgerin oder einen Nachfolger mit ähnlicher Expertise. Manchmal weist uns das austretende Mitglied auf gute Leute hin. Wir schauen uns dann die Publikationen an. Bei Kandidatinnen oder Kandidaten aus der Schweiz achten wir auch darauf, ob die Person in der Vergangenheit mit ihren Forschungsgesuchen bei uns erfolgreich Gelder eingeworben hat. Wer in der Lage ist, gute Gesuche zu schreiben, kann auch eher die Gesuche von anderen beurteilen. Oft fällt uns auch jemand als externer Gutachter auf: Wenn uns eine Expertin oder ein Experte immer pünktlich Evaluationen schickt, die qualitativ hochstehend und durchdacht sind, wissen wir, wir können uns auf diese Person verlassen.

Jedes Gesuch wird von mindestens zwei Mitgliedern der WiKo und zusätzlich von externen Gutachtern geprüft. Wie oft gehen die Meinungen über die Qualität eines Gesuchs auseinander?
Dass jemand findet, ein Gesuch sei toll, und ein anderer, es sei nur wenig wert, passiert fast nie. Natürlich gibt es divergierende Einschätzungen, aber bei genauerem Hinschauen stellt sich meist heraus, dass es um Nuancen geht, um eine unterschiedliche Gewichtung von Details oder um verschiedene Einschätzungen, wie krebsrelevant ein Forschungsgesuch ist.

Ist die fehlende Krebsrelevanz der häufigste Grund, wieso ein Gesuch abgelehnt wird?
Nein, das ist nur sehr selten der Fall. Viel öfter ist es so, dass wir ein Gesuch für gut befinden, aber es nicht finanzieren können, weil wir die begrenzten Geldmittel an die besten Projekte vergeben. Deshalb müssen wir viele Projekte, die es nicht bis an die Spitze schaffen, leider zurückweisen.