Brustkrebs tritt am häufigsten erst nach 50 Jahren auf, doch seit der Jahrtausendwende nehmen die Fälle von jungen Brustkrebspatientinnen in Europa zu. «Wir wissen nicht, woran das liegt. Vermutlich haben mehrere Faktoren – wie etwa das Übergewicht, die Anti-Baby-Pille und die immer früher einsetzende Menstruation – damit zu tun», sagt Elisabetta Rapiti, die Direktorin des Genfer Krebsregisters. Weil Frauen unter 45 Jahren zu jung sind, um an Mammografie-Screening-Programmen teilzunehmen, wird ihre Erkrankung oft erst in einem späteren Stadium diagnostiziert. Hinzu kommt, dass der Brustkrebs bei jungen Patientinnen öfter aggressive biologische Eigenschaften aufweist als bei älteren Patientinnen.
Trotz diesen beunruhigenden Vorzeichen habe bis anhin ein systematischer Überblick über die epidemiologische Situation von jungen Brustkrebspatientinnen gefehlt, meint Rapiti. Deshalb hat sie sich mit ihrem Team über die im Genfer Krebsregister aufbewahrten Daten gebeugt – und die Angaben von insgesamt 1586 Patientinnen ausgewertet, die höchstens 45 Jahre alt waren, als sie zwischen 1970 und 2012 erstmals an Brustkrebs erkrankten. Bei 1051 (oder zwei Drittel der) Patientinnen kehrte die Krankheit nicht zurück, doch 265 Patientinnen hatten ein lokales Rezidiv, und in 403 Patientinnen entwickelten sich an ganz anderen Orten im Körper Metastasen. Ein Vergleich der unter 40-jährigen Patientinnen mit Frauen, die im Alter zwischen 40 und 45 Jahren an Brustkrebs erkrankten, zeigt: «Je jünger die Frauen, desto mehr steigt das Risiko eines Rückfalls», sagt Rapiti.
Die Gruppe um Rapiti betont, dass die Stärke ihrer Untersuchung in der hohen Genauigkeit und Zuverlässigkeit der Daten liegt. «Dank eines qualitativ hochwertigen Netzwerks, das in einem begrenzten geografischen Gebiet tätig ist, sind wir zuversichtlich, dass alle verfügbaren Informationen erfasst wurden», halten die Forschenden in ihrem Schlussbericht des von der Stiftung Krebsforschung Schweiz geförderten Projekts fest. Aus dem Umstand, dass der Brustkrebs sich bei einigen Frauen erst nach 20 oder 25 Jahren wieder bemerkbar macht, schliessen die Forschenden, dass die Nachfolgeuntersuchungen bei dieser Gruppe von Patientinnen nicht nach zehn Jahren eingestellt, sondern wenn möglich weitergeführt werden sollen.
Projekt-Nummer: KFS-3713-08-2015