Krebsforschung SchweizUnser EngagementWir unterstützen ForschendeBeispielhafte wissenschaftliche VorhabenErhöhen Therapien gegen Hepatitis C das Risiko für Leberkrebs?

Erhöhen Therapien gegen Hepatitis C das Risiko für Leberkrebs?

In den letzten Jahren hat sich die Behandlung von Hepatitis C entscheidend verbessert, doch die neuen hochwirksamen Arzneimittel stehen im Verdacht, die Leberkrebsrate zu erhöhen. Nun geben – allerdings noch vorläufige – erste Ergebnisse Entwarnung.

In der Schweiz haben sich schätzungsweise 40 000 Personen mit dem Hepatitis-C-Virus infiziert. Doch weil die Infektion in der Regel ohne spezifische Symptome verläuft, bemerken viele Betroffene nichts von ihrer Erkrankung. Nur bei etwa 20 Prozent aller Infizierten heilt die Hepatitis C spontan aus, bei den meisten entwickelt sich eine chronische Infektion, die zu einer Vernarbung der Leber (einer sogenannten Zirrhose) und einem erhöhten Risiko für Leberkrebs führen kann.

Bis vor wenigen Jahren wurden Infizierte mit einer Kombination von Interferon und Ribavirin behandelt, einer sowohl körperlich wie auch psychisch oft belastenden Therapie. Doch im letzten Jahrzehnt wurden neue Medikamente zugelassen. Die sogenannten direkt wirksamen antiviralen Wirkstoffe (kurz DAA für direct-acting antivirals) haben weniger Nebenwirkungen. Sie hemmen die Vermehrung des Virus in den Leberzellen – und führen in mehr als 95 Prozent der Fälle innert acht bis zwölf Wochen zu einer Heilung, sogar auch dann noch, wenn die Leber bereits stark geschädigt ist.

Doch in die Freude über diesen Fortschritt in der Behandlung mischte sich – aufgrund von verschiedenen Fallberichten – alsbald die Befürchtung, dass DAA-Therapien mit einem erhöhten Risiko für Leberkrebs einhergehen. Seit 2017 prüfen Annalisa Berzigotti und ihr Team vom Inselspital Bern in einem von der Stiftung Krebsforschung Schweiz geförderten Projekt, inwiefern diese Befürchtung begründet ist. Die Forschenden greifen dabei auf die Daten der Schweizer Hepatitis-C-Kohortenstudie zurück, in der Angaben zur Krankheitsgeschichte von insgesamt 5692 Patientinnen und Patienten enthalten sind, die seit dem Jahr 2000 in Basel, Bern, Genf, Lausanne, Lugano, Neuenburg, St. Gallen oder Zürich behandelt wurden (oder noch in Behandlung sind).

Endgültige Ergebnisse stehen noch aus. «Das Projekt hat sich – auch aufgrund des pandemiebedingten, mehrmonatigen Forschungsstopps – etwas verzögert», sagt Berzigotti. Mit ihrem Team hat sie inzwischen die Daten der 674 Patientinnen und Patienten ausgewertet, die in Bern entweder mit Interferon oder mit einer DAA-Therapie behandelt wurden. «Die begrenzte Grösse dieser Stichprobe lässt im Moment noch keine robusten Schlussfolgerungen zu», schickt Berzigotti voraus. Ihre vorläufigen Resultate deuten allerdings auf eine Entwarnung. «Wir haben bisher keine Hinweise für ein erhöhtes Krebsrisiko gefunden.»

Projekt-Nummer: KFS-4131-02-2017