Krebsforschung SchweizUnser EngagementWir unterstützen ForschendeBeispielhafte wissenschaftliche VorhabenLeberkrebs früher erkennen und gezielt behandeln

Leberkrebs früher erkennen und gezielt behandeln

Übergewicht vermag bekanntlich schwere Herz-Kreislaufprobleme auszulösen. Weniger bekannt ist, dass die zusätzlichen Kilos auch die Entwicklung bestimmter Krebsarten fördern. Schätzungen zufolge ist Übergewicht für sieben Prozent aller Krebsfälle verantwortlich. Bei Leberkrebs ist der Zusammenhang besonders bedeutend: Fast jede vierte Erkrankung ist auf Übergewicht zurückzuführen.

Überflüssige Kilos sind der häufigste Grund für die Entwicklung einer Fettleber. Und obwohl eine Fettleber am Anfang kaum Beschwerden verursacht, kann sie gravierende Folgen haben. «Eine Fettleber kann sich entzünden, wodurch sich unter Umständen Leberkrebs entwickelt. Über die zugrundeliegenden Mechanismen weiss man allerdings noch kaum etwas», erklärt Michelangelo Foti, Professor und Direktor des Departements für Zellphysiologie und Stoffwechsel an der Universität Genf. Um Entzündungen in der Leber mit Sicherheit zu bestimmen, ist zurzeit eine Leberbiopsie nötig. Dabei wird zwischen den unteren Rippen eine Nadel eingeführt und aus der Leber Gewebe entnommen. Dieses wird anschliessend unter dem Mikroskop untersucht. Allerdings erfolgt dieser invasive Eingriff meistens erst, wenn die Leber bereits erkrankt ist. «Deshalb suchen zurzeit viele Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler nach einem geeigneten Biomarker, der eine frühzeitige Erkennung mit einem einfachen Bluttest möglich machen würde», sagt Michelangelo Foti.

Auch er und sein Team forschten hierzu jahrelange und haben nun ein wichtiges Etappenziel erreicht. In einem über sechs Jahre dauernden Forschungsprojekt, das die Stiftung Krebsforschung Schweiz mitunterstützt hat, untersuchten sie Dutzende von Faktoren, die an der Entwicklung von Leberkrebs beteiligt sein könnten. Einer davon, das Protein S100A11, scheint vielversprechend. «Dieses Protein erfüllt alle Voraussetzungen eines idealen Biomarkers», erklärt Michelangelo Foti. Die Forschenden konnten im Mausmodell nachweisen, dass S100A11 die Entzündung und Anhäufung von faserigem Gewebe in der Leber fördert. Weitere Tests zeigten, dass die Krebserkrankung bei Mäusen aber auch bei Menschen umso schwerer ausfällt, je mehr S100A11 produziert wird. 

Die Entdeckung von Michelangelo Foti und seinem Team könnte den Weg ebnen für einen einfachen Bluttest zur Früherkennung von Leberentzündung und Leberkrebs. Zusammen mit Klinikern untersuchen sie bereits Blutproben von Patientinnen und Patienten und überprüfen, ob sich S100A11 tatsächlich zur Früherkennung eignet. Michelangelo Foti selber hat aber noch weitere Pläne: Er vermutet, dass das Protein aufgrund seiner krebserregenden Wirkung auch ein vielversprechendes neues Therapieziel darstellen könnte, um Leberkrebs in Zukunft gezielt und wirksam zu behandeln. Wichtig wäre beides; sowohl Fortschritte bei der Behandlung als auch bei der Früherkennung. Für die Forschenden um Professor Foti ein Grund mehr, die Möglichkeiten und das Potenzial von S100A11 in den nächsten Jahren weiter zu erforschen.

Projekt-Nummer: KFS-4094-02-2017

Sobolewski C, Abegg D, Berthou F, et al. S100A11/ANXA2 belongs to a tumour suppressor/oncogene network deregulated early with steatosis and involved in inflammation and hepatocellular carcinoma development. Gut 2020;0:1-14.