Krebsforschung SchweizUnser EngagementWir unterstützen ForschendeBeispielhafte wissenschaftliche VorhabenWie wirkt sich Stress auf Leberkrebs aus?

Wie wirkt sich Stress auf Leberkrebs aus?

Uralte Mechanismen sorgen dafür, dass der Körper bei drohender Gefahr Energie bereitstellt – um zu kämpfen oder zu fliehen. Kann es sein, dass Leberkrebszellen diese Mechanismen zu ihren Gunsten ausnutzen?

Kristina Schoonjans und andere Forschende haben Hinweise darauf gefunden, dass Stresssignale Leberzellen vor dem Zelltod bewahren.

Im Englischen bezeichnet die «fight-or-flight response» eine akute Stressreaktion, die sich nur sinngemäss – und viel weniger prägnant – ins Deutsche übersetzen lässt. Lebewesen passen sich Gefahrensituationen an, indem sie sich körperlich und geistig auf «Kampf oder Flucht» einstellen. Dabei spielt der Sympathikus, der stimulierende Teil des vegetativen Nervensystems, eine entscheidende Rolle: Er veranlasst die Freisetzung von Adrenalin. Unbewusst spannen sich dadurch die Muskeln an, das Herz schlägt rascher, und auch der Atem beschleunigt sich.

Doch das sympathische Nervensystem steuert nicht nur die Antwort auf akute Gefahr. In der Forschung zeigt sich immer deutlicher, dass die Signale des Sympathikus auch weniger spektakuläre, aber dafür langfristigere Wirkungen zeitigen können. So beeinflussen sympathische Nervenreize etwa wie rasch Wunden heilen – oder wie intensiv der Leberstoffwechsel vonstattengeht.

«Wir untersuchen schon seit längerem, welche molekularen Prozesse sich in gesunden und kranken Leberzellen abspielen», sagt Kristina Schoonjans. Sie und andere Forschende haben in früheren Versuchen Hinweise darauf gefunden, dass die vom sympathischen Nervensystem übertragenen Stresssignale Leberzellen vor dem Zelltod bewahren. Nun möchte sie zusammen mit ihrem Team – und finanziell unterstützt von der Stiftung Krebsforschung Schweiz – herausfinden, ob Leberkrebszellen diesen Mechanismus gekapert haben und zu ihrem eigenen Vorteil nutzen.

Sollte sich in ihren Versuchen an Mäusen herausstellen, dass die durch Adrenalin übermittelten – oder im Fachjargon: adrenergen – Signale tatsächlich zur Entstehung von Leberkrebs beitragen, hätte das nicht nur ein besseres Verständnis der Erkrankung zur Folge, sondern würde auch eine Begründung liefern, die so genannten anti-adrenergen Betablocker – eine zur Senkung des Bluthochdrucks weit verwendete, nebenwirkungsarme und günstige Kategorie von Medikamenten – für die Behandlung von Leberkrebs zu testen.

Projekt-Nummer: KFS-4226-08-2017