Krebsforschung SchweizUnser EngagementWir unterstützen ForschendeBeispielhafte wissenschaftliche VorhabenZellgifte präzis zustellen

Zellgifte präzis zustellen

Die aktuelle Behandlung der akuten myeloischen Leukämie zeitigt bedeutende Nebenwirkungen, weil sie nicht nur Krebszellen abtötet sondern auch gesunde Zellen schädigt. Doch nun basteln Forscherinnen und Forscher an winzigen Behältern, mit denen die Zellgifte verpackt und zielgenau zugestellt werden können.

Luca Varani und seine Mitarbeitenden entwickeln Nanopartikel für eine zielgerichtete und nebenwirkungsarme Behandlung.

Irgendwie klingt das Vorhaben, das Luca Varani und sein Team in Bellinzona umtreibt, nach Science-Fiction: Die Forschenden möchten ein potentes Zellgift in winzige Fettbläschen verpacken, die mit einer speziellen Oberfläche ausgestattet sind, um gezielt Krebszellen erkennen – und bekämpfen – zu können. Doch um Zukunftsmusik geht es hier definitiv nicht. «Wir fügen einem bereits auf dem Markt verfügbaren System eine neue Komponente hinzu. Sie soll für die Zielgenauigkeit sorgen, während die schon erprobten Bestandteile die Wahrscheinlichkeit erhöhen, dass unser System dereinst klinisch genutzt werden kann», sagt Varani.

Vereinfacht betrachtet besteht sein System aus drei Bausteinen. Da ist zuerst das starke Zellgift Cytarabin, das schon seit gut 40 Jahren als Chemotherapeutikum zur Bekämpfung der akuten myeloischen Leukämie verwendet wird. Allerdings geht diese Verwendung mit beträchtlichen Nebenwirkungen einher, so dass viele ältere und gebrechliche Patientinnen und Patienten nicht damit behandelt werden können – und deshalb meist schlechte Aussichten auf Heilung haben.

Hier kommt der zweite Bestandteil von Varanis System ins Spiel. Mit winzigen Fettbläschen, so genannten Liposomen, soll das Zellgift umhüllt und unschädlich gemacht werden. Die Liposomen sind in einer basischen Umgebung stabil. Doch wenn sie von einer Zelle aufgenommen werden und dem sauren Zellinneren begegnen, platzen sie auf und entleeren sich.

Damit die Liposomen möglichst nur von Krebszellen aufgenommen werden, planen die Forschenden, sie mit verschiedenen Antikörpern zu bestücken. Das sind Eiweisse, mit denen das Immunsystem normalerweise Krankheitserreger bekämpft. Im Labor von Varani aber dienen sie dazu, dass sich die Liposomen an bestimmte Oberflächenmerkmale der Krebszellen heften können.

Die Forschenden um Varani hoffen, dass das System, an dem sie basteln, die Nebenwirkungen von Cytarabin verringert – und die Chemotherapie auch jenen Patientinnen und Patienten zugänglich macht, denen sie heute noch nicht zugemutet werden kann.

Projekt-Nummer: KFS-3728-08-2015