Beziehungen vertiefen
Dass die Resultate nicht klarer ausgefallen sind, sei auf mindestens zwei Gründe zurückzuführen, argumentieren die beiden Forscherinnen. Erstens hatten alle Teilnehmenden schon zu Beginn der Studie ein hohes Selbstwertgefühl, das lässt wenig Raum für Verschiebungen nach oben. «Vielleicht hatten Menschen mit einem geringeren Selbstwertgefühl weniger Interesse, an unserer Studie teilzunehmen», sagt Da Rocha. Und zweitens: «Unser psychosoziales Forschungsprojekt wurde leider stark von Covid-19 beeinträchtigt», sagt Pautex. Die Studie sei im Jahr 2019 sehr gut angelaufen, musste dann aber im Frühling 2020 während des Lockdowns einen mehrmonatigen Unterbruch hinnehmen.
Die pandemiebedingte Mehrbelastung des Pflegepersonals trug dazu bei, dass die Weiterführung der Studie unter erschwerten Umständen erfolgte – und schliesslich nur 71 (statt wie vorgesehen 102) Patientinnen und Patienten am Versuch teilnehmen konnten. Doch Pautex und Da Rocha finden es ermutigend, dass ihre Studie in einer anderen Hinsicht ein Erfolg war: Die für die Studie eigens geschulten Pflegefachpersonen gaben an, dass sich die Beziehungen zu den Kranken dank dem «Revie ⊕»-Leitfaden vertieften.
Projekte ermöglichen, die sehr nah am echten Leben sind
«Dass sie sich selbst als «Reviettes» bezeichneten, zeigt, wie sehr sie sich für die Studie engagierten», schreiben Da Rocha und Gora im Abschlussbericht ihres Projekts. Die beiden Forscherinnen möchten nun als Nächstes den Leitfaden in den pflegerischen Alltag der palliativmedizinischen Betreuung am Universitätsspital Genf überführen. «Wir arbeiten hierfür eng mit der Abteilung für Onkologie zusammen», sagt Pautex.
Da Rocha und Pautex betonen, dass sie für die Unterstützung, die sie von den Spenderinnen und Spendern erhalten haben, sehr dankbar sind. Dass auch Forschungsprojekte wie das ihre unterstützt würden, sei nicht selbstverständlich. Dazu braucht es Organisationen wie die Krebsliga Schweiz und die Krebsforschung Schweiz, die eine sehr breite Vielfalt von Projekten förderten, meint Pautex. Doch es lohne sich, den Fokus in der Krebsforschung auszuweiten. «Es geht eben nicht nur darum, die Wirkung neuer Medikamente zu testen, sondern auch Projekte zu ermöglichen, die komplexe Interventionen prüfen – und sehr nah am echten Leben sind», sagt Pautex.
Projekt-Nummer: KFS-4390-02-2018