Eine internationale Studie der Universität Zürich kommt zum Schluss, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem klinischen Nutzen und den Kosten eines Medikamentes gibt.
Eine internationale Studie der Universität Zürich kommt zum Schluss, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem klinischen Nutzen und den Kosten eines Medikamentes gibt.
Sind die hohen Preise für Krebsmedikamente gerechtfertigt? Entsprechen die Kosten auch der Wirksamkeit bei der Bekämpfung der Krankheit? Diesen Fragen ging ein internationales Forschungsteam der Universität Zürich und der Harvard Medical School in einer Studie nach, die die Stiftung Krebsforschung Schweiz mitfinanziert hat und die Ende April in der renommierten Zeitschrift «Lancet Oncology» veröffentlicht wurde. «Die Resultate dieser Studie zeigen überzeugend, dass neue Wege für die Preissetzung von Krebsmedikamenten gefunden werden müssen. Das sind wichtige Erkenntnisse aus der onkologischen Versorgungsforschung», sagt Dr. Rolf Marti, Leiter Forschung, Innovation & Entwicklung bei der Krebsliga Schweiz und Geschäftsleiter der Stiftung Krebsforschung Schweiz.
Kostenvergleich von 65 Krebsmedikamenten
Die Wissenschaftler um Kerstin Noëlle Vokinger, Professorin an der Universität Zürich, analysierten die Kosten für Krebsmittel in der Schweiz, Deutschland, England und Frankreich sowie in den USA. Die Preise von 65 neueren Onkologika für feste Tumore sowie für Blutkrebs wurden auf die monatlichen Behandlungskosten eines Standardpatienten angepasst. Die Forschenden eruierten in einem zweiten Schritt, ob es einen Zusammenhang zwischen den monatlichen Behandlungskosten und dem klinischen Nutzen der Krebsmedikamente für solide Tumore gibt
Kein Zusammenhang zwischen Kosten und Nutzen
«Unsere Studie zeigt klar, dass es für die Schweiz, Deutschland, England und die USA keinen Zusammenhang gibt zwischen dem klinischen Nutzen von Krebsmedikamenten und ihren Preisen», erklärt Kerstin Vokinger. Einzig für Frankreich gibt es basierend auf einem der zwei Nutzenbewertungssysteme eine Korrelation. «Die Preisgestaltung bei Krebsmedikamenten ist nur teilweise gerechtfertigt. Arzneimittel mit einer geringen Wirksamkeit sollten tiefere Preise haben als solche mit einer hohen Wirksamkeit», fordert die UZH-Professorin. Und: «Die nationalen Behörden sollten bei ihren Preisverhandlungen vermehrt den Nutzen eines Medikaments miteinbeziehen und Medikamente mit hohem Nutzen im Preisfestsetzungsverfahren auch prioritär behandeln.» Nur so könne aufgrund der limitierten finanziellen Ressourcen der Gesundheitssysteme den betroffenen Patientinnen und Patienten der Zugang zu wichtigen Arzneimitteln gegen Krebs gewährleistet werden, ist Vokinger überzeugt.
Literatur:
Kerstin N Vokinger, Thomas J Hwang, Thomas Grischott, Sophie Reichert, Ariadna Tibau, Thomas J Rosemann, Aaron S Kesselheim: Prices and clinical benefit of cancer drugs in the USA and Europe: a cost–benefit analysis.
Projekt-Nummer: HSR-4670-11-2018
The Lancet Oncology, 30. April 2020.
https://doi.org/10.1016/S1470-2045(20)30139-X