Krebsforschung SchweizUnser EngagementWir unterstützen ForschendeBeispielhafte wissenschaftliche VorhabenAuch kleinere Spitäler können hervorragende Ergebnisse liefern

Auch kleinere Spitäler können hervorragende Ergebnisse liefern

Bei schwierigen Operationen – etwa Entfernungen von Tumoren im Bauch – wirkt sich die Erfahrung in einem Spital positiv auf die Behandlungsergebnisse aus, wie zahlreiche Studien aus verschiedenen Ländern belegen. Grundsätzlich gilt das auch für Spitäler in der Schweiz, doch hierzulande erzielen auch kleinere Spitäler mit geringen Fallzahlen sehr gute Resultate, zeigt eine neue Untersuchung.

Eigentlich ist es wie beim Klavierspielen: Übung macht den Meister. Dass dieses an sich intuitive Konzept auch für chirurgisch anspruchsvolle Eingriffe gilt, haben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus den USA aber erst nach der Jahrtausendwende erstmals in einem Beitrag nachgewiesen, den das renommierte New England Journal of Medicine 2002 veröffentlicht hat. Darin zeigten die Forschenden, dass grössere Fallzahlen mit einem geringeren Risiko für die einzelnen Patienten einhergehen, während oder nach einer heiklen Operation zu sterben. So führte etwa die Entfernung eines Pankreaskarzinoms bei Spitälern mit geringen Fallzahlen in 16 Prozent zum Tod, bei Krankenhäusern mit mehr Erfahrung und Routine aber nur in knapp vier Prozent.

«Spitäler mit hohen Fallzahlen können die Expertise von multidisziplinären Teams bereitstellen – und dadurch zu besseren Behandlungen beitragen», schreibt Eva Blozik im Abschlussbericht ihres Projekts, das die Stiftung Krebsforschung Schweiz im Rahmen des Förderprogramms Versorgungsforschung unterstützt hat. Basierend auf diesen und ähnlichen Resultaten hat die Schweiz im Jahr 2013 für gewisse komplexe, hochspezialisierte chirurgische Eingriffe Mindestfallzahlen eingeführt. Und damit gesetzlich vorgeschrieben, dass solche Eingriffe nur an Spitälern mit erfahrenen Teams durchgeführt werden dürfen.

«Allerdings ist der Zusammenhang zwischen Anzahl Operationen und der Behandlungsqualität in der Schweiz zu weiten Teilen noch unerforscht», schreibt Blozik. «Dabei sind solche Informationen für Patientinnen und Patienten, die vor der Spitalwahl stehen, sehr wichtig». Mit ihrem Team hat sie die Krankenkassendaten von insgesamt 2384 Patientinnen und Patienten durchforstet, denen zwischen 2014 und 2018 ein Krebs im Darm, in der Bauchspeicheldrüse oder im Magen entfernt werden musste. «Unsere Resultate zeigen keinen eindeutigen Zusammenhang», so Blozik.

Einerseits legen sie nahe, dass sich die Ergebnisse mit zunehmenden Spitalfallzahlen verbessern. Und dass die Überlebenschancen von Patientinnen und Patienten steigen, wenn sie sich an grösseren statt an mittelgrossen Spitälern behandeln lassen. Doch andererseits haben auch kleinere Spitäler sehr gute Behandlungsergebnisse erzielt. Deshalb schlagen die Forschenden um Blozik vor, die Spitäler inskünftig nicht nur nach den Fallzahlen einzuteilen, sondern sie vermehrt auch anhand ihrer tatsächlich erbrachten Leistungen zu kategorisieren.

Projekt-Nummer: HSR-4665-11-2018