Wer als Patientin oder Patient ein Spital verlässt, will nicht schon bald wieder zurückmüssen. «Es ist wichtig, Rehospitalisationen zu reduzieren, da sie für die Patientinnen und Patienten und ihre Angehörigen eine hohe Belastung darstellen», sagt Tristan Struja. Der Mediziner hat – im Rahmen seines von der Krebsforschung Schweiz geförderten Forschungsprojekts – untersucht, wie gut sich das Rehospitalisations-Risiko von Krebspatienten voraussagen lässt.
Wenn man schon im Voraus wisse, wer innerhalb von 30 Tagen wieder ins Spital aufgenommen werde, könnte man gezielt nach Anschlusslösungen suchen, sagt Struja. «Das kann ein Aufenthalt in einer Reha-Klinik, die Organisation einer Spitex-Betreuung oder eine Übergangspflege sein.» Manchmal lohne es sich auch, jemanden einige Tage länger im Spital zu behalten, wenn sich dadurch ein Wiedereintritt vermeiden lasse.
Wissenschaftlich abgestützte Risikokalkulation
Mit seinen Kolleginnen und Kollegen vom Kantonsspital Aarau hat Struja die anonymisierten elektronischen Krankenakten von mehr als 10 000 Patientinnen und Patienten durchforstet, die in den Jahren 2016 bis 2018 im Spital behandelt wurden. Und auf der Basis der medizinischen Vorgeschichte – also der Diagnose und allfälligen Nebenerkrankungen – einen Risikowert errechnet.
«Wir haben zwei Berechnungsmethoden verglichen: eine jahrzehntealte statistische Methode, die logistische Regression, mit einer modernen Methode, die auf maschinelles Lernen setzt», sagt Struja. Sie seien auf vergleichbar gute Resultate gestossen – und könnten (bezogen auf den grossen Datensatz aus Aarau) mit beiden Arten der Risikokalkulation einen Wiedereintritt in 70 bis 80 Prozent der Fälle korrekt vorhersagen.
Bisher habe sich die Ärzteschaft bei der Einschätzung des Risikos für einen Wiedereintritt vor allem auf das Bauchgefühl abgestützt. «Manchmal wollen auch Patienten und Angehörige das erhöhte Risiko nicht wahrhaben», sagt Struja. «Für uns Ärzte ist es dann einfacher zu argumentieren, wenn die Risikoeinschätzung wissenschaftlich erfolgt ist.»