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Fortschritt dank Forschung – zum Beispiel bei Bauchspeicheldrüsenkrebs

Bauchspeicheldrüsenkrebs gilt nach wie vor als eine der tödlichsten Krebsarten überhaupt. Die 5-Jahres-Überlebensrate liegt nur gerade bei rund 15 Prozent. Dank dem unermüdlichen Einsatz von Forschenden wie Dr. Anna Silvia Wenning konnten in den letzten Jahren jedoch wichtige Fortschritte erzielt werden, die Hoffnung auf effektivere Behandlungsansätze machen.

Dr. med. Dr. phil. nat. Anna Silvia Wenning ist Oberärztin an der Universitätsklinik für Viszerale Chirurgie und Medizin am Inselspital Bern. Ihre Freizeit verbringt sie am liebsten in den Bergen – zu Fuss oder auf Skiern.

Frau Dr. Wenning, was ist die besondere Herausforderung bei Bauchspeicheldrüsenkrebs?
Beinahe das Schwierigste am Bauchspeicheldrüsenkrebs ist die Diagnosefindung. Bei dieser Krebsart ist es absolut wichtig, dass sie früh entdeckt wird. Also in einem Stadium ohne Metastasen (Ableger), bei dem der Krebs noch nicht im Körper gestreut hat. Nur dann können wir die Prognose der betroffenen Menschen durch die Kombination aus chirurgischer Entfernung des Tumors und Chemotherapie deutlich verbessern. Doch auch aus chirurgischer Sicht ist die Bauchspeicheldrüse ein anspruchsvolles Organ. Für erfolgreiche 
Operationen an der Bauchspeicheldrüse braucht es während und nach dem Eingriff ein erfahrenes und gut geschultes Team.

Die Chirurgie ist Ihr Steckenpferd und zentraler Aspekt in Ihrem Forschungsprojekt. Was genau tun Sie und Ihr Team?
Im Rahmen der «ToPanc»-Studie untersuchen wir, welches die beste Operationsstrategie bei Krebs im Bauchspeicheldrüsenkopf ist. «ToPanc» steht für «Total Pancreatectomy», also die vollständige Entfernung der Bauchspeicheldrüse. Wir wollen herausfinden, ob die aktuelle Standardoperation weiterhin die beste Option ist. Dabei wird ein Teil der Bauchspeicheldrüse entfernt und die Restbauchspeicheldrüse mit Dünndarm oder Magen vernäht. In diesen Fällen besteht das Risiko für eine undichte Naht, durch die der aggressive Bauchspeicheldrüsensaft in den Bauchraum gelangen kann. Alternativ könnte eine totale Entfernung der Bauchspeicheldrüse durch die höhere Sicherheit der Operation zu einer besseren Prognose für unsere Patientinnen 
und Patienten führen. 

Die vollständige Entfernung der Bauchspeicheldrüse?
Ja, es mag vielleicht für einige Lesende überraschend sein, doch ein Leben ohne Bauchspeicheldrüse ist möglich. Allerdings müssen ihre Hauptfunktionen, die Produktion von Verdauungsenzymen und Insulin, ersetzt werden. Durch wichtige technologische Fortschritte in der Diabetesbehandlung, wie Sensoren zur kontinuierlichen Blutzuckermessung und automatische Insulin-Abgabepumpen, führt die vollständige Bauchspeicheldrüsenentfernung heute zu einer Lebensqualität, die in vielen Fällen derjenigen nach einer Teilentfernung ebenbürtig ist. Es geht im Endeffekt um eine Risikoabwägung bei der Wahl der besten Therapie, um den Patientinnen und Patienten bestmöglich helfen zu können.