Dass regelmässige Bewegung gesund ist und hilft, Übergewicht, Diabetes, chronische Entzündungen und sogar viele verschiedene Krebserkrankungen zu vermeiden, ist schon seit längerem bekannt. Doch ob die Bewegung auch dann noch von Vorteil ist, wenn jemand an Krebs erkrankt ist, ist bisher weitgehend unerforscht. Doch nun hat ein Team von Forschenden um Jean-François Dufour vom Inselspital und von der Universität Bern mit ihren Versuchen an Ratten diese Wissenslücke stark geschmälert.
Die Forschenden haben den Tieren Tumoren in die Leber implantiert – und die Ratten anschliessend in verschiedene Behandlungsgruppen eingeteilt. Im Vergleich zu den Tieren ohne Bewegung wuchsen die Tumoren in Ratten, die täglich eine Stunde in der Tretmühle rannten, deutlich weniger schnell. Der antitumorale Effekt der aktiven Muskelkraft zeigte sich auch dann noch, wenn die Forschenden den Tieren Sorafenib verabreichten. Das ist die aktuell einzige für die Erstlinienbehandlung von Leberkrebs zugelassene Substanz.
Für die additive Wirkung der Bewegung führen die Forschenden zwei Gründe auf. Erstens beeinflussen Sorafenib und körperliche Aktivität unterschiedliche Signalwege in den Krebszellen. Diese gleichzeitige Beeinflussung wirkt wie eine Kombinationstherapie. Zweitens hat das Team um Dufour mit ihren Analysen auch entdeckt, dass die regelmässige körperliche Betätigung nicht nur das Verhalten der Krebszellen, sondern auch dasjenige der gesunden Leberzellen in ihrer unmittelbaren Nähe veränderte. Diesem Befund zollen die Forschenden Bedeutung, weil der Leberkrebs (stärker noch als viele andere Krebsarten) von der Tumorumgebung abhängig ist.
Viele Patientinnen und Patienten sind durch die Erkrankung so geschwächt, dass ihnen keine intensive körperliche Belastung zuzumuten ist. Deshalb haben Dufour und sein Team zudem getestet, ob die krebshemmende Wirkung der Bewegung auch medikamentös erzielt werden kann. Dass das Antidiabetikum Metformin auf die gleichen zellulären Signalwege Einfluss nimmt wie die körperliche Aktivität, war den Forschenden bekannt. Aber dass sich Metformin mit Sorafenib kombinieren lässt – und in dieser Kombination (wie die Bewegung) zusätzlich antitumoral wirkt, hat noch niemand vor ihnen nachgewiesen. Ob sich diese neuen Erkenntnisse auf den Menschen und in die Klinik übertragen lassen, muss sich allerdings noch weisen.
Projekt-Nummer: KFS-3506-08-2014