Krebsforschung SchweizUnser EngagementWir unterstützen ForschendeBeispielhafte wissenschaftliche VorhabenWenn weniger mehr ist

Wenn weniger mehr ist

Ist bei Patientinnen und Patienten am Lebensende eine andere Art Medizin gefragt? Eine, bei der es neben der Bekämpfung von Krebs vor allem auch um die Lösung alltagsrelevanter Fragen geht? Eine schweizweite Studie soll zeigen, ob sich die Lebensqualität dadurch besser erhalten lässt – und ob so weniger Kosten entstehen.

Steffen Eychmüller untersucht, ob eine gemeinsame Diskussion hilft, unnötige medizinische Massnahmen zu vermeiden.

Je intensiver die Behandlung in den letzten Lebenswochen von krebskranken Patientinnen und Patienten ist, desto stärker leiden Betroffene und ihre Angehörigen, zeigt eine Studie aus den USA. Geht es ums Sterben, führt der Tunnelblick der modernen Medizin offenbar nicht zum Ziel. Müssen Ärztinnen und Ärzte ihren Fokus auf alltagsrelevante Fragen ausweiten?

«Nur auf die Diagnose gestützte Vorgänge sind am Lebensende nicht mehr alles. Der Kaliumblutspiegel ist dann vielleicht weniger wichtig als die Frage, was zu tun ist, damit der Patient die Treppen in seiner Wohnung wieder meistern kann», sagt Steffen Eychmüller, Leitender Arzt des Zentrums für Palliative Care am Inselspital Bern. Zusammen mit seinem Team hat er eine Liste von problemorientierten Fragen entwickelt: etwa zum unterstützenden Netzwerk, das den Patienten umgibt, oder zu den persönlichen Prioritäten in der verbleibenden Lebenszeit.

Mit einer Studie an 150 Patientinnen und Patienten untersuchen die Forschenden nun, ob eine gemeinsame Diskussion dieser Fragen hilft, unnötige medizinische Massnahmen zu vermeiden. Und ob sich dadurch die Lebensqualität der Betroffenen verbessert. «Wenn der Patient im Vorhinein festlegen kann, was er möchte, und wie er mit den krankheitsbedingten Einschränkungen umgeht, erlebt er einen Stopp der Chemotherapie nicht als Vorenthalt einer heilenden Behandlung, sondern als freiwilligen Verzicht auf einen Eingriff, der häufig auch toxische Nebenwirkungen mit sich bringt», sagt Eychmüller.

Dank der Unterstützung der Stiftung Krebsforschung Schweiz verfolgen die Forschenden anhand der Krankenkassendaten ihrer Patientinnen und Patienten auch eine ökonomische Fragestellung. Die Forschenden werden sich einen Weg durch die strengen Datenschutzbestimmungen bahnen müssen, bevor sie sagen können, ob auch hierzulande gilt, dass grössere Kosten mit einer schlechteren Sterbequalität einhergehen. 

Projekt-Nummer: KFS-3725-08-2015